Mit der Einführung von PRYPCO Mint hat das Dubai Land Department (DLD) einen bedeutenden Schritt in Richtung digitaler Vermögensmärkte unternommen. Als erste regierungsintegrierte Plattform für tokenisierte Immobilien in der Region unterscheidet sich PRYPCO Mint deutlich von vielen Start-up-getriebenen Ansätzen weltweit: Sie ist direkt in das nationale Grundbuchsystem eingebettet und stellt damit eine institutionelle Infrastruktur mit ungewöhnlich hoher Integrationsdichte bereit. Markus Fehn, Leiter Strategie & Innovation bei Chartered Investment, analysiert, was PRYPCO Mint so besonders macht:
Was PRYPCO Mint auszeichnet, ist nicht nur der Einsatz von Blockchain-Technologie, sondern auch die regulatorische Weitsicht und die enge öffentlich-private Zusammenarbeit. Über die Plattform können Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate bereits ab 2.000 AED (rund 480 EUR) in Bruchteilseigentum investieren.
Die Transaktionen werden über den XRP-Ledger abgewickelt, in Dirham denominiert und fälschungssicher auf der Blockchain erfasst.
Ein zentraler Akteur hinter der Initiative ist die Dubai Future Foundation (DFF). Sie stellt die technologische und regulatorische Grundlage in Form eines Innovations-Sandkastens zur Verfügung, begleitet politische Anpassungen und unterstützt die Einführung zukunftsweisender Technologien. Ziel ist es, Innovation und Governance zu vereinen und neue Technologien in einem sicheren, kontrollierten Umfeld zu testen.
Für Anleger bedeutet PRYPCO Mint niedrigere Einstiegshürden, mehr Transparenz und einen digitalen Zugang zu einem zuvor schwer zugänglichen Markt. Besonders hervorzuheben ist, dass die On-Chain-Transaktionen mit dem traditionellen Grundbuchsystem synchronisiert werden – ein in dieser Form selten erreichter Grad institutioneller Verknüpfung, der die Seriosität und den strategischen Anspruch des Projekts unterstreicht.
Chartered Investment sieht in PRYPCO Mint nicht nur ein lokales Innovationsprojekt, sondern einen Vorboten eines globalen Paradigmenwechsels: Die Verschmelzung traditioneller Investmentstrukturen mit digital-nativen Technologien ist keine bloße Vision mehr; sie wird Realität. Die oft beschworene Interoperabilität zwischen der etablierten Finanzwelt und tokenisierten Vermögenswerten zeigt erstmals konkrete Umsetzungsreife.
Native Token oder digitalisierte Eigentumsdarstellung?
PRYPCO Mint ist zweifellos ein bemerkenswertes Projekt im Bereich der Immobilien-Tokenisierung. Besonders hervorzuheben ist die rechtliche Ausgestaltung der Eigentumsverhältnisse, die einen neuen Standard setzen könnte. Nach unserem Verständnis ist ein nativer Token dadurch gekennzeichnet, dass Eigentumsrechte direkt über die Blockchain entstehen und durchgesetzt werden, und zwar unabhängig von traditionellen Grundbuchsystemen. Im Falle von PRYPCO Mint bleibt das Dubai Land Department (DLD) jedoch die zentrale Instanz für die rechtliche Eigentumsvergabe. Es stellt weiterhin offizielle Besitzurkunden aus – sogenannte Property Token Ownership Certificates. Der entscheidende Unterschied: Diese Urkunden benennen nicht mehr eine natürliche oder juristische Person als Eigentümer, sondern verweisen auf den „Tokenholder“, der über eine eindeutige Token-ID identifizierbar ist. Diese Token-ID ist direkt mit einer digitalen Wallet verknüpft und sowohl über die PRYPCO-Mint-Plattform als auch über die offizielle Dubai REST App einsehbar.
Strukturell ähnelt dieser Ansatz bekannten Verbriefungsmodellen, wie sie in verschiedenen Jurisdiktionen weltweit eingesetzt werden. Was PRYPCO Mint jedoch fundamental unterscheidet – und einen echten Durchbruch darstellt – ist die aktive Beteiligung einer staatlichen Behörde an der formalen Anerkennung und Registrierung tokenisierten Eigentums. Nach unserem Kenntnisstand ist dies das erste Beispiel für eine direkte Einbindung des öffentlichen Sektors in die Tokenisierung von Immobilien. Damit könnte Dubai den Weg ebnen für die Entwicklung eines echten nativen Tokenisierungssystems für reale Vermögenswerte.
Gleichzeitig hält die Tokenisierung das Versprechen, Liquidität in traditionell illiquiden Märkten freizusetzen, Transaktionskosten zu senken und den Zugang zu Immobilieninvestments erheblich zu erleichtern. Sollte sich PRYPCO Mint über die Grenzen der VAE und die Dirham-Denomination hinaus öffnen, könnte es nicht nur internationale Anleger anziehen, sondern auch als Blaupause für globale Tokenisierungsstandards dienen. Prognosen zufolge wird der globale Markt für tokenisierte Immobilien von derzeit rund 3,5 Milliarden US-Dollar (2024) auf fast 19,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2033 anwachsen.*
Doch um dieses Potenzial zu entfalten, braucht es mehr als nur technologische Plattformen. Tiefe rechtliche Integration, regulatorisches Vertrauen und vor allem Skalierbarkeit sind gefragt. Wenn es Dubai gelingt, ein interoperables und international anschlussfähiges Modell zu etablieren, könnte sich PRYPCO Mint von einem vielversprechenden Pilotprojekt zu einer echten globalen Infrastrukturplattform entwickeln. Tokenisierung ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein grundlegender Infrastrukturwandel, der auf Standardisierung, regulatorische Compliance und institutionelles Vertrauen angewiesen ist.
Als Chartered Investment treiben wir die Anwendung von Blockchain-Technologie auf den deutschen und europäischen Kapitalmärkten aktiv voran – unter anderem mit unserem Kryptowertpapierregisterführer mit BaFin-Lizenz, e-Sec [Hyperlink einfügen]. In diesem Kontext begrüßen wir den mutigen Vorstoß des Dubai Land Department und seiner Partner und wünschen viel Erfolg dabei, PRYPCO Mint von einer lokalen Initiative zu einer vollwertigen, global relevanten Plattform zu skalieren.
Markus Fehn ist Leiter Strategie & Innovation bei Chartered Investment.
* Quelle: Custom Market Insights: Globaler Markt für Immobilien-Tokenisierung 2024–2033